Die Datenrettung ist ein sensibles Thema, das viele Fallstricke birgt. Es gibt durchaus seriöse Anbieter, doch gerade diese leiden unter den unseriösen Praktiken der Branche. Um Ihre Daten bestmöglich zu schützen, sollten Sie wachsam bleiben und sorgfältig auswählen.

Risiken bei der Suche nach einem seriösen Datenretter

Als Forensiker und IT-Experte kenne ich die Bedeutung von Datenschutz sehr genau. Wenn Kunden ihre wertvollen Privat- oder Geschäftsdaten zur Wiederherstellung abgeben, erwarten sie zu Recht absolute Diskretion und professionellen Umgang. Leider ist diese Erwartung nicht immer garantiert.

Die wachsende Datenrettungsbranche und ihre Tücken

Früher war die Anzahl der Datenrettungsdienste begrenzt und überschaubar. Heute hingegen gibt es in nahezu jeder Stadt zahlreiche Anbieter mit repräsentativen Büros. Doch viele dieser "Datenretter" sind lediglich Zwischenstationen – oft reine Mietbüros, die Datenträger entgegennehmen, um sie dann oft ins Ausland weiterzuschicken.

Prinzipiell ist eine Auslagerung der Datenrettung ins Ausland nicht problematisch, sofern die Qualität stimmt und der Kunde darüber informiert wird. Die Realität zeigt jedoch, dass viele Kunden getäuscht werden und keinerlei Informationen über den Verbleib ihrer Daten erhalten.

Wie Kunden und IT-Fachhändler durch dubiose Praktiken geschädigt werden

Ein häufiges Geschäftsmodell besteht darin, in mehreren Städten IT-Fachhändler als vermeintliche lokale Anlaufstellen zu registrieren, ohne dass diese Händler voll informiert sind. Diese Händler riskieren dadurch Abmahnungen und verlieren die Kontrolle über ihr eigenes Geschäft.

IT-Fachhändler bieten oft einfache Datenwiederherstellungen als Teil ihres Services an. Durch die Zusammenarbeit mit unseriösen Datenrettern verlieren sie diese Aufträge – ohne es wirklich zu merken. Die versprochenen Provisionen oder niedrigen Gebühren locken, doch der Händler verliert langfristig Kunden und Marktanteile.

Die Masche falscher Versprechungen und unrealistischer Erfolgsquoten

Viele Anbieter werben mit übertriebenen Erfolgsraten und günstigen Preisen. Eine kostenlose Festplattenanalyse wird oft nur vorgetäuscht. In Wahrheit wird der Datenträger kaum oder gar nicht untersucht, um Kosten und Aufwand zu sparen.

Aussichtslose Fälle werden zuerst ignoriert, um sich auf lukrative Aufträge zu konzentrieren. Später werden Kunden getäuscht und müssen teils hohe Summen bezahlen, ohne je ihre Daten zurückzuerhalten.

Werbeslogans wie "günstig", "schnell" oder "99 Prozent Erfolg" sind oft unseriös. Eine schnelle Rettung bedeutet oft das Risiko eines vollständigen Datenverlustes. Ohne eine genaue Untersuchung des Datenträgers sind solche Versprechen unrealistisch.

Täuschung der Kunden über den tatsächlichen Schaden

In Tests mit zehn deutschen Datenrettungsanbietern konnten nur drei wirklich überzeugen. Leichte Defekte, die technisch einfach zu beheben sind, wurden oft fälschlich als schwere mechanische Schäden dargestellt. Die Kostenangebote stiegen teilweise auf über 3700 Euro, obwohl eine Reparatur für etwa 150 bis 200 Euro möglich gewesen wäre.

Manipulationen am Datenträger und Kostenfallen

Manipulationen am Datenträger sind keine Seltenheit. Manche Anbieter scheuen die zweite Meinung, da diese oft zu günstigeren und realistischeren Angeboten führt.

Kostenpflichtige Analysen sind gerechtfertigt, da technische Prüfungen Aufwand verursachen. Dennoch gibt es Anbieter, die mit kostenlosen Diagnosen werben, um Kunden anzulocken, dann aber mit versteckten Kosten überraschen.

 

Tipps für Kunden bei der Auswahl eines Datenretters

Die Suche nach einem seriösen Dienstleister gleicht einem Haifischbecken. Kunden müssen wachsam sein und auf einige wichtige Kriterien achten:

Wichtige Fragen an den Anbieter

  • Kann ich meinen Datenträger persönlich abgeben?
  • Gibt es einen festen Ansprechpartner während des gesamten Prozesses?
  • Verfügt der Anbieter über ein vollständiges und fehlerfreies Impressum?
  • Liegt der Firmensitz und das Labor in Deutschland?
  • Erhalte ich eine detaillierte Dateiliste der wiederhergestellten Daten?
  • Gibt es ein schriftliches Angebot mit klaren Leistungs- und Preisangaben?
  • Werden die Datenträger ausschließlich vor Ort oder im eigenen Labor behandelt?
  • Sind notwendige Ersatzteile im Preis enthalten?
  • Kann ich mich jederzeit telefonisch oder per E-Mail über den Status informieren?
  • Darf ich meine Daten vor Ort überprüfen, wenn ich sie abhole?

 

Verhaltenstipps für Betroffene

  • Vertrauen Sie keinen vollmundigen Versprechungen.
  • Lesen Sie sorgfältig AGB und Impressum.
  • Recherchieren Sie die Adresse des Anbieters online.
  • Zahlen Sie niemals im Voraus. Erst wenn Daten wiederhergestellt wurden, ist eine Zahlung fair.
  • Prüfen Sie Kundenbewertungen kritisch und hinterfragen Sie deren Echtheit.
  • Bewahren Sie Ruhe und treffen Sie keine übereilten Entscheidungen.

 

Quellen und weiterführende Links

Verbraucherzentrale – Datenrettung und Datenschutz https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/datenschutz-recht/datenschutz/datenrettung-und-datenschutz-14740

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) https://www.bsi.bund.de

Heise Online – Datenrettung: Risiken und Tipps https://www.heise.de/tipps-tricks/Datenrettung-Tipps-fuer-Kunden-4891787.html

Datenschutzkonferenz (DSK) – Hinweise zu Datenrettung https://www.datenschutzkonferenz-online.de