Fahrzeugdaten-Analyse
Moderne Fahrzeuge speichern detaillierte Bewegungs- und Ereignisdaten ein wertvoller Informationsschatz bei Unfällen oder strittigen Fahrvorgängen. Wir lesen Daten aus Steuergeräten und Fahrzeugsystemen aus und rekonstruieren objektiv relevante Abläufe wie Bremsverhalten, Geschwindigkeit, Lenkbewegungen oder Airbag-Auslösungen. Die Auswertung erfolgt unabhängig vom Hersteller und wird rechtssicher dokumentiert für Sachverständige, Anwälte oder Versicherungen.
Praxisbeispiel - Forensische Extraktion und Analyse von Fahrzeugdaten zur Klärung eines Verkehrsunfalls
Ein regional ansässiges Versicherungsunternehmen beauftragte unser forensisches Institut mit der Analyse der Ereignisdaten eines Fahrzeugs im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall. Der Unfall hatte sich auf einer gut ausgebauten Landstraße ereignet als ein Mittelklassefahrzeug in einer langgezogenen Kurve die Fahrspur verlassen hatte und in eine Böschung geraten war. Die Beteiligten blieben unverletzt jedoch entstanden am Fahrzeug erhebliche Schäden. Aufgrund widersprüchlicher Angaben zum Hergang des Unfalls bestand der Wunsch nach einer objektiven technischen Rekonstruktion durch die Analyse elektronisch gespeicherter Fahrzeugdaten.
Nach der Anlieferung des betroffenen Fahrzeugs in unser Labor wurde zunächst die Energieversorgung des Fahrzeugs sichergestellt, um eine verlustfreie Datensicherung zu ermöglichen. Anschließend erfolgte die forensische Auslesung der im Fahrzeug verbauten Steuergeräte insbesondere des Event Data Recorders. Mittels eines zertifizierten Auslesesystems wurden relevante Fahrparameter der letzten Sekunden vor dem Ereignis extrahiert und analysiert.
Die gesicherten Daten zeigten, dass das Fahrzeug in der Phase unmittelbar vor dem Unfall mit konstanter Geschwindigkeit unterwegs war wobei keine Bremsung und keine plötzliche Lenkbewegung verzeichnet wurden. Erst unmittelbar vor dem Abkommen von der Straße registrierten die Systeme einen plötzlichen Lenkeingriff sowie ein leichtes Blockieren der Räder, was auf eine verzögerte Reaktion des Fahrers hindeutete. Die Auswertung des elektronischen Stabilitätsprogramms sowie weiterer Assistenzsysteme bestätigte, dass keine technischen Mängel oder Systemfehler vorlagen.
Zusätzlich wurden die Daten der Airbag-Steuereinheit analysiert, obwohl es nicht zu einer Auslösung kam. Dennoch konnten daraus Informationen zum Gurtstatus und zur Sitzbelegung gewonnen werden, die mit den Aussagen des Fahrers übereinstimmten. Die Analyse ergab ferner, dass keine ungewöhnlichen oder sicherheitsrelevanten Fehlermeldungen im Speicher abgelegt waren und das Fahrzeug zum Zeitpunkt des Unfalls voll funktionsfähig war.
Auf Grundlage der gesicherten Fahrzeugdaten konnte unser Institut eine neutrale und nachvollziehbare Einschätzung zum Fahrverhalten sowie zu den Umständen des Unfallverlaufs geben. Der abschließende Bericht wurde dem Versicherungsunternehmen übermittelt und diente dort als Entscheidungsgrundlage für die Regulierung des Schadens. Der Fall unterstreicht wie digitale Fahrzeugsysteme in Verbindung mit forensischer Auswertung dazu beitragen können Sachverhalte objektiv zu bewerten und vermeidbare Streitfragen effizient zu klären.